der Sonntag nach Pfingsten ist in der Kirche einer der theologisch herausforderndsten Feiertage. "Dreifaltigkeit-Sonntag" nennen wir ihn. Er geht auf kein biblisches Ereignis zurück, an das wir uns erinnern, keine Begebenheit aus dem Leben Jesu, die uns festlich anmutet, und doch hat dieser Tag etwas von Weihnachten, Ostern und Pfingsten zusammen.
Wir feiern Gott selbst, den wir in der biblischen Überlieferung und in Geschichte der Welt kennengelernt haben als den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist.
Unmittelbar vor seiner Himmelfahrt, wie sie der Evangelist Matthäus überliefert, nimmt Jesus selbst die Worte in den Mund und formuliert den berühmten Satz, der uns alle im Leben begleitet und unser Beten immer wieder eröffnet und beschließt: im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes (vgl. Mt 28,19).
Das geht uns leicht über die Lippen, weil wir's gewohnt sind, so von Gott zu sprechen. Aber können, wollen wir es innerlich glauben? Ein Gott in drei Personen?
Das Bild oben zeigt eine Keramik der Schweizer Ordensfrau Caritas Müller. Man sieht im Zentrum "den bedürftigen Menschen".
Es könnte jeder und jede von uns sein. In einem Moment der Hilfsbedürftigkeit. Das sind die stillen Momente, von den wir immer hoffen, dass sie nicht eintreten, oder dass uns da keiner sieht. Momente, in denen wir nicht stark und gesund sind, sondern schwach, entmutigt, traurig, müde.
Das sind die Momente, in denen Gott immer noch bei uns ist, auch wenn alle anderen nicht mehr da sind...
Schwester Caritas (so heißt sie wirklich!) hat macht ihn für uns in ihrer Keramikarbeit sichtbar...
...als Gott, den Vater, den Schöpfer (unten rechts), der sich liebevoll um den Menschen müht, ihn hält und stützt, ihm unter die Arme greift, ihn aufrichtet.
... als Gott, den Sohn, den Menschensohn Jesus Christus, der sich tief beugt und den Menschen von unten her umfängt und trägt.
... als Gott, den Heiligen Geist, die Kraft von oben in der Gestalt der Flamme und Taube.
Von dort kommt neuer Lebensatem, belebender Trost und Zuspruch.
"Barmherzige Dreieinigkeit" hat sie die Skulptur genannt. Ich habe sie mal vor vielen Jahren im Kloster Einsiedeln kennengelernt und habe seitdem keine schönere Beschreibung der Dreifaltigkeit gefunden. Sie spricht für sich, finde ich. Sie lädt ein, die Herausforderung "Dreifaltigkeit" anzunehmen und die Aussage des Bildes zu meditieren.
Probieren Sie's mal aus in einem stillen Moment ohne Zeitdruck. Vielleicht schenkt Ihnen der Sonntag einen solchen.
EInen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen und Euch
Pastor Stefan Dumont